Der DHCP-Server dhcpd

Das Kernstück des DHCP-Systems ist der dhcpd-Daemon. Dieser Server least Adressen und überwacht deren Nutzung gemäß den Vorgaben in der Konfigurationsdatei /etc/dhcpd.conf. Über die dort definierten Parameter und Werte stehen dem Systemadministrator eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung, das Verhalten des Programms anforderungsgemäß zu beeinflussen. Sehen Sie sich die einfache Beispieldatei /etc/dhcpd.conf in Beispiel 23.1, „Die Konfigurationsdatei "/etc/dhcpd.conf"“ an.

Beispiel 23.1. Die Konfigurationsdatei "/etc/dhcpd.conf"

default-lease-time 600;         # 10 minutes
max-lease-time 7200;            # 2  hours

option domain-name "example.com";
option domain-name-servers 192.168.1.116;
option broadcast-address 192.168.2.255;
option routers 192.168.2.1;
option subnet-mask 255.255.255.0;

subnet 192.168.2.0 netmask 255.255.255.0
 {
  range 192.168.2.10 192.168.2.20;
  range 192.168.2.100 192.168.2.200;
 }

Diese einfache Konfigurationsdatei reicht bereits aus, damit der DHCP-Server im Netzwerk IP-Adressen zuweisen kann. Bitte achten Sie insbesondere auf die Semikolons am Ende jeder Zeile, ohne die dhcpd nicht startet.

Die Beispieldatei lässt sich in drei Abschnitte unterteilen. Im ersten Abschnitt wird definiert, wie viele Sekunden eine IP-Adresse standardmäßig an einen anfragenden Client geleast wird, bevor dieser eine Verlängerung anfordern sollte (default-lease-time). Hier wird auch festgelegt, wie lange ein Computer maximal eine vom DHCP-Server vergebene IP-Adresse behalten darf, ohne für diese eine Verlängerung anfordern zu müssen (max-lease-time).

Im zweiten Abschnitt werden einige grundsätzliche Netzwerkparameter global festgelegt:

Im letzten Abschnitt der Datei werden ein Netzwerk und eine Subnetzmaske angegeben. Abschließend muss noch ein Adressbereich gewählt werden, aus dem der DHCP-Daemon IP-Adressen an anfragende Clients vergeben darf. In Beispiel 23.1, „Die Konfigurationsdatei "/etc/dhcpd.conf"“ können Clients Adressen zwischen 192.168.2.10 und 192.168.2.20 sowie 192.168.2.100 und 192.168.2.200 zugewiesen werden.

Nachdem Sie diese wenigen Zeilen bearbeitet haben, können Sie den DHCP-Daemon bereits mit dem Befehl rcdhcpd start aktivieren. Der DHCP-Daemon ist sofort einsatzbereit. Mit dem Befehl rcdhcpd check-syntax können Sie eine kurze Überprüfung der Konfigurationsdatei vornehmen. Wenn ein unerwartetes Problem mit der Konfiguration auftritt (der Server wird mit einem Fehler abgebrochen oder gibt beim Starten nicht done zurück), lesen Sie die Informationen in der zentralen Systemprotokolldatei/var/log/messages oder auf der Konsole 10 (Strg+Alt+F10).

Auf einem openSUSE-Standardsystem wird der DHCP-Dämon aus Sicherheitsgründen in einer chroot-Umgebung gestartet. Damit der Daemon die Konfigurationsdateien finden kann, müssen diese in die chroot-Umgebung kopiert werden. In der Regel müssen Sie dazu nur den Befehl rcdhcpd start eingeben, um die Dateien automatisch zu kopieren.

Clients mit statischen IP-Adressen

DHCP lässt sich auch verwenden, um einem bestimmten Client eine vordefinierte statische Adresse zuzuweisen. Solche expliziten Adresszuweisungen haben Vorrang vor dynamischen Adressen aus dem Pool. Im Unterschied zu den dynamischen verfallen die statischen Adressinformationen nie, z. B. wenn nicht mehr genügend freie Adressen zur Verfügung stehen und deshalb eine Neuverteilung unter den Clients erforderlich ist.

Zur Identifizierung eines mit einer statischen Adresse konfigurierten Clients verwendet dhcpd die Hardware-Adresse. Dies ist eine global eindeutige, fest definierte Zahl aus sechs Oktettpaaren, über die jedes Netzwerkgerät verfügt, z. B. 00:30:6E:08:EC:80. Werden die entsprechenden Zeilen, wie z. B. in Beispiel 23.2, „Ergänzungen zur Konfigurationsdatei“ zur Konfigurationsdatei von Beispiel 23.1, „Die Konfigurationsdatei "/etc/dhcpd.conf"“ hinzugefügt, weist der DHCP-Daemon dem entsprechenden Client immer dieselben Daten zu.

Beispiel 23.2. Ergänzungen zur Konfigurationsdatei

host jupiter {
hardware ethernet 00:30:6E:08:EC:80;
fixed-address 192.168.2.100;
}

Der Name des entsprechenden Clients (host Hostname , hier jupiter) wird in die erste Zeile, und die MAC-Adresse wird in die zweite Zeile eingegeben. Auf Linux-Hosts kann die MAC-Adresse mit dem Befehl iplink show gefolgt vom Netzwerkgerät (z. B. eth0) ermittelt werden. Die Ausgabe sollte in etwa wie folgt aussehen:

link/ether 00:30:6E:08:EC:80

Im vorherigen Beispiel wird also dem Client, dessen Netzwerkkarte die MAC-Adresse 00:30:6E:08:EC:80 hat, automatisch die IP-Adresse 192.168.2.100 und der Hostname jupiter zugewiesen. Als Hardwaretyp kommt heutzutage in aller Regel ethernet zum Einsatz, wobei durchaus auch das vor allem bei IBM-Systemen häufig zu findende token-ring unterstützt wird.

Die openSUSE-Version

Aus Sicherheitsgründen enthält bei der openSUSE-Version der DHCP-Server von ISC den non-root/chroot-Patch von Ari Edelkind. Damit kann dhcpd mit der Benutzer-ID nobody und in einer chroot-Umgebung (/var/lib/dhcp) ausgeführt werden. Um dies zu ermöglichen, muss sich die Konfigurationsdatei dhcpd.conf im Verzeichnis /var/lib/dhcp/etc befinden. Sie wird vom Init-Skript beim Start automatisch dorthin kopiert.

Dieses Verhalten lässt sich über Einträge in der Datei /etc/sysconfig/dhcpd steuern. Um den dhcpd ohne chroot-Umgebung laufen zu lassen, setzen Sie die Variable DHCPD_RUN_CHROOTED in der Datei /etc/sysconfig/dhcpd auf „no“.

Damit der dhcpd auch in der chroot-Umgebung Hostnamen auflösen kann, müssen außerdem einige weitere Konfigurationsdateien kopiert werden:

  • /etc/localtime

  • /etc/host.conf

  • /etc/hosts

  • /etc/resolv.conf

Diese Dateien werden beim Starten des Init-Skripts in das Verzeichnis /var/lib/dhcp/etc/ kopiert. Berüchsichtigen Sie die Kopien bei Aktualisierungen, die benötigt werden, wenn sie durch ein Skript wie /etc/ppp/ip-up dynamisch modifiziert werden. Falls in der Konfigurationsdatei anstelle von Hostnamen nur IP-Adressen verwendet werden, sind jedoch keine Probleme zu erwarten.

Wenn in Ihrer Konfiguration weitere Dateien in die chroot-Umgebung kopiert werden müssen, können Sie diese mit der Variablen DHCPD_CONF_INCLUDE_FILES in der Datei /etc/sysconfig/dhcpd festlegen. Damit der dhcp-Daemon aus der chroot-Umgebung heraus auch nach einem Neustart des Syslog-ng-Daemons weiter protokollieren kann, befindet sich der zusätzliche Eintrag SYSLOGD_ADDITIONAL_SOCKET_DHCP in der Datei /etc/sysconfig/syslog.