34.2. Bluetooth

Bluetooth ist eine drahtlose Technologie für den Anschluss verschiedener Geräte, wie beispielsweise Mobiltelefone, PDAs, Notebooks oder Systemkomponenten wie Tastatur oder Maus. Der Name leitet sich vom dänischen König Harald Blauzahn (engl. Name Harold Bluetooth) ab, der mehrere sich bekriegende Fraktionen in Skandinavien einte. Das Bluetooth-Logo basiert auf den Runen für „H“ (sternähnlich) und „B“.

Bluetooth unterscheidet sich durch eine Reihe wichtiger Aspekte von IrDA. Zum einen müssen sich die einzelnen Geräte nicht in optischer Reichweite voneinander befinden und zum anderen können mehrere Geräte zu einem Netzwerk zusammengeschlossen werden. Die maximale Datenübertragungsrate beträgt allerdings nur 720 Kbps (in der aktuellen Version 1.2). Theoretisch ist mit Bluetooth sogar eine Kommunikation durch Wände möglich. In der Praxis hängt dies jedoch von den Eigenschaften der Wand und der Geräteklasse ab. Es gibt drei Geräteklassen mit Übertragungsreichweiten zwischen zehn und hundert Metern.

34.2.1. Grundlagen

In den folgenden Abschnitten werden die Grundprinzipien umrissen, nach denen Bluetooth funktioniert. Sie erfahren, welche Software-Anforderungen erfüllt sein müssen, wie Bluetooth mit dem System interagiert und wie Bluetooth-Profile funktionieren.

34.2.1.1. Software

Zur Verwendung von Bluetooth benötigen Sie einen Bluetooth-Adapter (eingebauter Adapter oder externes Gerät), Treiber sowie einen Bluetooth-Protokollstapel. Der Linux-Kernel weist bereits die wichtigsten Treiber für die Verwendung von Bluetooth auf. Das Bluez-System wird als Protokollstapel verwendet. Um sicherzustellen, dass die Anwendungen mit Bluetooth zusammenarbeiten, müssen die Basispakete bluez-libs und bluez-utils installiert sein. Diese Pakete enthalten mehrere benötigte Dienste und Dienstprogramme. Außerdem muss für einige Adapter, wie Broadcom bzw. AVM BlueFritz!, das Paket bluez-firmware installiert sein. Das Paket bluez-cups ermöglicht das Drucken über Bluetooth-Verbindungen. Für die Fehlersuche bei Problemen mit Bluetooth-Verbindungen installieren Sie das Paket bluez-hcidump.

34.2.1.2. Allgemeines Zusammenspiel

Bluetooth-Systeme bestehen aus vier miteinander verzahnten Schichten, die die gewünschte Funktionalität bereitstellen:

Hardware

Adapter und geeigneter Treiber zur Unterstützung durch den Linux-Kernel.

Konfigurationsdateien

Dienen zur Steuerung des Bluetooth-Systems.

Daemons

Dienste, die von den Konfigurationsdateien gesteuert werden und die Funktionalität bereitstellen.

Anwendungen

Durch die Anwendungen kann der Benutzer die von den Daemons bereitgestellte Funktionalität nutzen und steuern.

Beim Einstecken eines Bluetooth-Adapters wird der zugehörige Treiber in das Hotplug-System geladen. Nachdem der Treiber geladen wurde, überprüft das System die Konfigurationsdateien, um zu ermitteln, ob Bluetooth gestartet werden sollte. Wenn dies der Fall ist, wird ermittelt, welche Dienste gestartet werden sollen. Auf der Grundlage dieser Informationen werden die entsprechenden Daemons gestartet. Bei der Installation wird nach Bluetooth-Adaptern gesucht. Wenn mindestens einer gefunden wird, wird Bluetooth aktiviert. Andernfalls wird das Bluetooth-System deaktiviert. Alle zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügten Bluetooth-Geräte müssen manuell aktiviert werden.

34.2.1.3. Profile

In Bluetooth werden die Dienste über Profile definiert, beispielsweise das Dateiübertragungsprofil, das Profil für grundlegende Druckvorgänge und das Profil für das persönliche Netzwerk (Personal Area Network). Damit ein Gerät die Dienste eines anderen Gerätes nutzen kann, müssen beide dasselbe Profil verstehen. Diese Information fehlt häufig auf der Verpackung und im Handbuch des Geräts. Leider halten sich einige Hersteller nicht streng an die Definitionen der einzelnen Profile. Dennoch funktioniert die Kommunikation zwischen den Geräten normalerweise reibungslos.

Im folgenden Text sind die lokalen Geräte diejenigen, die physisch mit dem Computer verbunden sind. Alle anderen Geräte, auf die nur über drahtlose Verbindungen zugegriffen werden kann, werden als entfernte Geräte bezeichnet.

34.2.2. Konfiguration

Dieser Abschnitt bietet eine Einführung in die Bluetooth-Konfiguration. Sie erfahren, welche Konfigurationsdateien beteiligt sind, welche Werkzeuge benötigt werden und wie Bluetooth manuell mit YaST konfiguriert werden können.

34.2.2.1. Konfigurieren von Bluetooth mit YaST

Verwenden Sie das in Abbildung 34.2, „YaST Bluetooth-Konfiguration“ dargestellte YaST Bluetooth-Modul zur Konfiguration der Bluetooth-Unterstützung in Ihrem System. Sobald Hotplug einen Bluetooth-Adapter im System erkennt (beispielsweise während des Bootens oder wenn Sie einen Adapter einstecken), wird Bluetooth automatisch mit den in diesen Modul konfigurierten Einstellungen gestartet.

Abbildung 34.2. YaST Bluetooth-Konfiguration

YaST Bluetooth-Konfiguration

Ermitteln Sie im ersten Schritt der Konfiguration, ob Bluetooth-Dienste im System gestartet werden sollten. Wenn Sie die Bluetooth-Dienste aktiviert haben, können zwei Elemente konfiguriert werden: Gerätename. Dies ist der Name, den andere Geräte anzeigen, wenn der Computer erkannt wurde. Es sind zwei Platzhalter verfügbar: %h steht für den Hostnamen des Systems (z. B. nützlich, wenn der Hostname dynamisch von DHCP zugewiesen wird) und %d fügt die Schnittstellennummer ein (nur sinnvoll, wenn der Computer mehrere Bluetooth-Adapter aufweist). Wenn Sie beispielsweise Notebook %h in das Feld eingeben und DHCP dem Computer den Namen unit123 zuweist, erkennen andere entfernte Geräte den Computer als Notebook unit123.

Der Parameter Sicherheits-Manager bezieht sich auf das Verhalten des lokalen Systems, wenn ein entferntes Gerät versucht, eine Verbindung herzustellen. Der Unterschied besteht im Umgang mit der PIN-Nummer. Sie können entweder allen Geräten die Verbindung ohne PIN gestatten oder festlegen, wie die richtige PIN gewählt wird, sofern eine erforderlich ist. Sie können eine PIN (in einer Konfigurationsdatei gespeichert) in das entsprechende Eingabefeld eingeben. Wenn ein Gerät versucht, eine Verbindung herzustellen, verwendet es zuerst diese PIN. Wenn es damit nicht erfolgreich ist, wird keine PIN verwendet. Größtmögliche Sicherheit erhalten Sie bei Auswahl von Benutzer immer nach einer PIN fragen. Mit dieser Option können Sie verschiedene PINs für verschiedene (entfernte) Geräte verwenden.

Klicken Sie auf Erweiterte Daemon-Konfiguration, um das Dialogfeld zur Auswahl und Konfiguration der verfügbaren Dienste (in Bluetooth als Profile bezeichnet) aufzurufen. Alle verfügbaren Dienste werden in einer Liste angezeigt und können durch Klicken auf Aktivieren bzw. Deaktivieren aktiviert bzw. deaktiviert werden. Klicken Sie auf Bearbeiten, um ein Dialogfeld zu öffnen, in dem zusätzliche Argumente für den ausgewählten Dienst (Daemon) angegeben werden können. Nehmen Sie keine Änderungen vor, es sei denn, Sie sind mit dem Dienst vertraut. Beenden Sie dieses Dialogfeld nach Abschluss der Konfiguration der Daemons durch Klicken auf OK.

Klicken Sie im Hauptdialogfeld auf Sicherheitsoptionen, um das Sicherheitsdialogfeld aufzurufen und Verschlüsselung, Authentifizierung und Scaneinstellungen anzugeben. Beenden Sie anschließend das Sicherheitsdialogfeld, um zum Hauptdialogfeld zurückzukehren. Nachdem Sie das Hauptdialogfeld mit Beenden geschlossen haben, ist das Bluetooth-System einsatzbereit.

Über das Hauptdialogfeld können Sie außerdem das Dialogfeld Geräte- und Dienstklassen aufrufen. Bluetooth-Geräte untergliedern sich in verschiedene Geräteklassen. Wählen Sie in diesem Dialogfeld die richtige Klasse für Ihren Computer aus, beispielsweise Desktop oder Laptop. Die Geräteklasse ist nicht sonderlich wichtig. Die ebenfalls hier festgelegte Dienstklasse jedoch durchaus. Manchmal lassen entfernte Bluetooth-Geräte, wie beispielsweise Mobiltelefone, bestimmte Funktionen nur dann zu, wenn die richtige Dienstklasse auf dem System festgelegt wurde. Dies ist häufig bei Mobiltelefonen der Fall, die die Übertragung von Dateien von dem oder auf den Computer nur zulassen, wenn sie eine Klasse mit der Bezeichnung Objektübertragung ermittelt haben. Die Auswahl mehrerer Klassen ist zulässig. Allerdings ist es nicht sinnvoll, „nur zur Sicherheit“ alle Klassen auszuwählen. Die Standardauswahl ist in den meisten Fällen geeignet.

Um mit Bluetooth ein Netzwerk einzurichten, aktivieren Sie PAND im Dialogfeld Erweiterte Daemon-Konfiguration und legen Sie mithilfe von Bearbeiten den Modus des Daemon fest. Für eine funktionierende Bluetooth-Netzwerkverbindung muss ein pand im Lauschen-Modus betrieben werden und die Gegenstelle im Suchmodus. Standardmäßig liegt der Lauschen-Modus vor. Passen Sie das Verhalten des lokalen pand an. Konfigurieren Sie außerdem die Schnittstselle bnepX (X steht für die Gerätenummer im System) im YaST-Modul Netzwerkkarte.

34.2.2.2. Manuelle Konfiguration von Bluetooth

Die Konfigurationsdateien für die einzelnen Komponenten des Bluez-Systems befinden sich im Verzeichnis /etc/bluetooth. Die einzige Ausnahme ist die Datei /etc/sysconfig/bluetooth, die zum Starten der Komponenten dient. Diese wird vom YaST-Modul bearbeitet.

Die im Folgenden beschriebenen Konfigurationsdateien können nur vom Benutzer root bearbeitet werden. Zurzeit gibt es keine grafische Benutzerschnittstelle zum Ändern aller Einstellungen. Die wichtigsten Einstellungen können über das YaST Bluetooth-Modul festgelegt werden, wie in Abschnitt 34.2.2.1, „Konfigurieren von Bluetooth mit YaST“ beschrieben. Alle anderen Einstellungen sind nur für erfahrene Benutzer mit besonderen Fällen von Interesse. Normalerweise sollten die Standardeinstellungen angemessen sein.

Eine PIN-Nummer bietet einen ersten Schutz gegen unerwünschte Verbindungen. Mobiltelefone fragen beim Herstellen des ersten Kontakts (bzw. beim Einrichten eines Gerätekontakts auf dem Telefon) normalerweise die PIN ab. Damit zwei Geräte kommunizieren können, müssen sie sich mit derselben PIN identifizieren. Auf dem Computer befindet sich die PIN in der Datei /etc/bluetooth/pin.

[Important]Sicherheit von Bluetooth-Verbindungen

Trotz der PINs ist die Übertragung zwischen zwei Geräten nicht unbedingt völlig sicher. Standardmäßig ist die Authentifizierung und Verschlüsselung von Bluetooth-Verbindungen deaktiviert. Die Aktivierung der Authentifizierung und Verschlüsselung kann zu Kommunikationsproblemen mit einigen Bluetooth-Geräten führen.

Verschiedene Einstellungen, beispielsweise Gerätenamen und Sicherheitsmodus, können in der Konfigurationsdatei /etc/bluetooth/hcid.conf geändert werden. Normalerweise sollten die Standardeinstellungen angemessen sein. Die Datei enthält Kommentare, in denen die Optionen für die verschiedenen Einstellungen beschrieben werden.

Zwei Abschnitte in der eingeschlossenen Datei heißen options und device. Der erste enthält allgemeine Informationen, die hcid zum Starten verwendet. Der zweite enthält Einstellungen für einzelne lokale Bluetooth-Geräte.

Eine der wichtigsten Einstellungen im Abschnitt options ist security auto;. Wenn dieser Wert auf auto gesetzt ist, versucht hcid, die lokale PIN für eingehende Verbindungen zu verwenden. Wenn dies nicht erfolgreich ist, wird auf none umgeschaltet und die Verbindung ohne PIN hergestellt. Um eine höhere Sicherheit zu erreichen, sollte diese Standardeinstellung auf user gesetzt werden, um sicherzustellen, dass der Benutzer jedes Mal, wenn eine Verbindung hergestellt wird, eine PIN eingeben muss.

Legen Sie den Namen, unter dem der Computer auf der anderen Seite angezeigt wird, im Abschnitt device fest. Die Geräteklasse, beispielsweise Desktop, Laptop oder Server wird in diesem Abschnitt definiert. Authentifizierung und Verschlüsselung werden ebenfalls hier aktiviert bzw. deaktiviert.

34.2.3. Systemkomponenten und Dienstprogramme

Die Funktionsfähigkeit von Bluetooth hängt vom Zusammenspiel verschiedener Dienste ab. Es werden mindestens zwei Hintergrund-Daemons benötigt: hcid (Host Controller Interface Daemon), der als Schnittstelle für das Bluetooth-Gerät dient und dieses steuert, und sdpd (Service Discovery Protocol Daemon), mithilfe dessen ein Gerät herausfinden kann, welche Dienste der Host verfügbar macht. Wenn sie nicht automatisch beim Systemstart aktiviert werden, können hcid und sdpd über den Befehl rcbluetooth start aktiviert werden. Dieser Befehl muss als root ausgeführt werden.

In den folgenden Absätzen werden kurz die wichtigsten Shell-Werkzeuge beschrieben, die für die Arbeit mit Bluetooth verwendet werden können. Mittlerweile stehen zwar verschiedene grafische Komponenten für die Steuerung von Bluetooth zur Verfügung, aber dennoch kann es sich lohnen, einen Blick auf diese Programme zu werfen.

Einige der Befehle können nur als root ausgeführt werden. Dazu gehört der Befehl l2ping device_address zum Testen der Verbindung mit einem entfernten Gerät.

34.2.3.1. hcitool

Mit hcitool kann bestimmt werden, ob lokale und entfernte Geräte erkannt wurden. Mit dem Befehl hcitool dev werden die lokalen Geräte aufgeführt. Für jedes erkannte lokale Gerät wird in der Ausgabe eine Zeile in der Form Schnittstellenname Geräteadresse erstellt.

Nach entfernten Geräten wird mit dem Befehl hcitool inq gesucht. Für jedes erkannte Gerät werden drei Werte zurückgegeben: Geräteadresse, Uhren-Offset und Geräteklasse. Die Geräteklasse ist wichtig, da andere Befehle sie zur Ermittlung des Zielgeräts verwenden. Das Uhren-Offset dient hauptsächlich technischen Zwecken. Die Klasse gibt Geräte- und Diensttyp als Hexadezimalwert an.

Mit dem Befehl hcitool name Geräteadresse kann der Gerätename eines entfernten Geräts ermittelt werden. Bei einem entfernten Computer entsprechen Klasse und Gerätename den Informationen in der Datei /etc/bluetooth/hcid.conf. Lokale Geräteadressen führen zu einer Fehlerausgabe.

34.2.3.2. hciconfig

Der Befehl /usr/sbin/hciconfig liefert weitere Informationen zum lokalen Gerät. Wenn hciconfig ohne Argumente ausgeführt wird, werden in der Ausgabe Geräteinformationen, beispielsweise Gerätenamen (hciX), physikalische Geräteadresse (12-stellige Nummer in der Form 00:12:34:56:78) und Informationen zum Umfang der übertragenen Daten angezeigt.

hciconfig hci0 name zeigt den Namen an, der von Ihrem Computer zurückgegeben wird, wenn er Anforderungen von entfernten Geräten erhält. Mit hciconfig können die Einstellungen des lokalen Geräts nicht nur abgefragt, sondern auch bearbeitet werden. Mit hciconfig hci0 name TEST beispielsweise wird der Name aufTEST gesetzt.

34.2.3.3. sdptool

Mit dem Programm sdptool kann überprüft werden, welche Dienste von einem bestimmten Gerät zur Verfügung gestellt werden. Der Befehl sdptool browse Geräteadresse gibt alle Dienste eines Geräts zurück. Mit dem Befehl sdptool search Dienstcode wird nach einem bestimmten Dienst gesucht. Dieser Befehl scannt alle erreichbaren Geräte nach dem angeforderten Dienst. Wenn eines der Geräte den Dienst anbietet, gibt das Programm den vollständigen Dienstnamen, der vom Gerät zurückgegeben wurde, sowie eine kurze Beschreibung aus. Eine Liste aller möglichen Dienstcodes lässt sich durch Eingabe von sdptool ohne Parameter anzeigen.

34.2.4. Grafische Anwendungen

Geben Sie in Konqueror die URL bluetooth:/ ein, um lokale und entfernte Bluetooth-Geräte aufzuführen. Durch Doppelklicken auf ein Gerät erhalten Sie einen Überblick über die von dem betreffenden Gerät bereitgestellten Dienste. Wenn Sie mit der Maus über einen der angegebenen Dienste fahren, wird in der Statusleiste des Browsers angezeigt, welches Profil für den Dienst verwendet wird. Wenn Sie auf einen Dienst klicken, wird ein Dialogfeld geöffnet, in dem Sie den gewünschten Vorgang auswählen können: Speichern, den Dienst verwenden (dazu muss eine Anwendung gestartet werden) oder den Vorgang abbrechen. Aktivieren Sie das betreffende Kontrollkästchen, wenn der Dialog nicht mehr angezeigt und immer die ausgewählte Aktion durchgeführt werden soll. Für einige Dienste ist noch keine Unterstützung verfügbar. Für andere müssen gegebenenfalls zusätzliche Pakete installiert werden.

34.2.5. Beispiele

In diesem Abschnitt werden zwei typische Beispiele für mögliche Bluetooth-Szenarien behandelt. Im ersten Beispiel wird gezeigt, wie über Bluetooth eine Netzwerkverbindung zwischen zwei Hosts eingerichtet werden kann. Im zweiten Beispiel wird eine Verbindung zwischen einem Computer und einem Mobiltelefon behandelt.

34.2.5.1. Netzwerkverbindung zwischen zwei Hosts

Im ersten Beispiel wird eine Netzwerkverbindung zwischen den Hosts H1 und H2 eingerichtet. Diese beiden Hosts haben die Bluetooth-Geräteadressen baddr1 und baddr2 (auf beiden Hosts mit dem Befehl hcitool dev bestimmt, wie oben beschrieben). Die Hosts sollten mit den IP-Adressen 192.168.1.3 (H1) und 192.168.1.4 (H2) identifiziert sein.

Die Bluetooth-Verbindung wird mithilfe von pand (Personal Area Networking Daemon) hergestellt. Die folgenden Befehle müssen vom Benutzer root ausgeführt werden. Die Beschreibung konzentriert sich auf die Bluetooth-spezifischen Aktionen und bietet keine detaillierte Beschreibung des Netzwerkbefehls ip.

Geben Sie pand -s ein, um pand auf Host H1 zu starten. Anschließend kann auf HostH2 mit pand -c baddr1 eine Verbindung hergestellt werden. Wenn Sie auf einem der Hosts ip link show eingeben, um die verfügbaren Netzwerkschnittstellen aufzulisten, sollte die Ausgabe etwa folgenden Eintrag enthalten:

 bnep0: <BROADCAST,MULTICAST> mtu 1500 qdisc noop qlen 1000 
 link/ether 00:12:34:56:89:90 brd ff:ff:ff:ff:ff:ff

Statt 00:12:34:56:89:90 sollte die Ausgabe die lokale Geräteadresse baddr1 bzw. baddr2 enthalten. Nun muss diese Schnittstelle einer IP-Adresse zugewiesen und aktiviert werden. Auf H1 kann dies über die folgenden beiden Befehle durchgeführt werden:

ip addr add 192.168.1.3/24 dev bnep0
ip link set bnep0 up

Auf H2:

ip addr add 192.168.1.4/24 dev bnep0
ip link set bnep0 up

Nun ist ein Zugriff auf H1 von H2 aus unter der IP-Adresse 192.168.1.3 möglich. Mit dem Befehl ssh 192.168.1.4 können Sie von H1 aus auf H2 zugreifen, vorausgesetzt H2 führt einen sshd aus, der standardmäßig in SUSE Linux aktiviert ist. Die Ausführung des Befehls ssh 192.168.1.4 ist auch als normaler Benutzer möglich.

34.2.5.2. Datenübertragung von Mobiltelefon auf Computer

Das zweite Beispiel zeigt, wie ein mit einem Mobiltelefon mit eingebauter Kamera erstelltes Foto (ohne zusätzliche Kosten für die Übertragung einer MMS) auf einen Computer übertragen werden kann. Die Menüstruktur kann sich zwar zwischen den verschiedenen Mobiltelefonen unterscheiden, das Verfahren ist jedoch normalerweise ziemlich ähnlich. Ziehen Sie gegebenenfalls das Handbuch Ihres Telefons zurate. Im vorliegenden Beispiel wird die Übertragung eines Fotos von einem Sony Ericsson-Mobiltelefon auf ein Notebook beschrieben. Der Dienst Obex-Push muss auf dem Computer verfügbar sein und der Computer muss dem Mobiltelefon den Zugriff gestatten. Im ersten Schritt wird der Dienst auf dem Notebook verfügbar gemacht. Sie benötigen einen speziellen Dienst-Daemon, der auf dem Laptop ausgeführt wird, um Daten vom Telefon abzurufen. Wenn das Paket kbluetooth installiert ist, müssen Sie keinen speziellen Daemon starten. Wenn kbluetooth nicht installiert ist, verwenden Sie den opd-Daemon aus dem Paket bluez-utils. Starten Sie den Daemon mit folgendem Befehl:

opd --mode OBEX --channel 10 --daemonize --path /tmp --sdp 

Es werden zwei wichtige Parameter verwendet: --sdp registriert den Dienst mitsdpd und --path /tmp weist das Programm an, wo die empfangenen Daten gespeichert werden sollen, in diesem Fall unter /tmp. Sie können auch jedes andere Verzeichnis angeben, für das Sie über Schreibzugriff verfügen.

Wenn Sie kbluetooth verwenden, werden Sie nach einem Verzeichnis gefragt, wenn das Foto auf dem Laptop empfangen wird.

Nun muss das Mobiltelefon den Computer kennen lernen. Öffnen Sie das Menü Verbindungen auf dem Telefon und wählen Sie Bluetooth. Klicken Sie, falls erforderlich, auf Einschalten und wählen Sie dann Eigene Geräte. Wählen Sie Neues Gerät und lassen Sie das Telefon nach dem Notebook suchen. Wenn ein Gerät gefunden wurd, wird sein Name im Display angezeigt. Wählen Sie das mit dem Notebook verknüpfte Gerät aus. Wenn eine PIN-Anfrage erfolgt, geben Sie die unter /etc/bluetooth/pin angegebene PIN ein. Nun erkennt das Telefon das Notebook und ist zum Datenaustausch bereit. Beenden Sie das aktuelle Menü und rufen Sie das Menü „Bilder“ auf. Wählen Sie das zu übertragende Bild aus und drücken Sie Mehr. Drücken Sie im nächsten Menü auf Senden, um einen Übertragungsmodus auszuwählen. Wählen Sie Via Bluetooth. Das Notebook sollte nun als Zielgerät aufgeführt sein. Wählen Sie das Notebook aus, um die Übertragung zu starten. Das Bild wird dann in dem über den Befehl opd angegebenen Verzeichnis gespeichert. Audiostücke können auf dieselbe Weise auf das Notebook übertragen werden.

34.2.6. Fehlerbehebung

Wenn Sie Schwierigkeiten bei der Herstellung einer Verbindung haben, sollten Sie die folgende Liste abarbeiten. Bedenken Sie, dass der Fehler auf jeder der beiden Seiten einer Verbindung liegen kann, zuweilen liegt sogar auf beiden Seiten ein Fehler vor. Rekonstruieren Sie das Problem nach Möglichkeit mit einem anderen Bluetooth-Gerät, um sicherzustellen, dass das Gerät nicht defekt ist.

Wird das lokale Gerät in der Ausgabe von hcitool dev aufgeführt?

Wenn das lokale Gerät nicht in dieser Ausgabe aufgeführt ist, wurde entweder hcid nicht gestartet oder das Gerät wird nicht als Bluetooth-Gerät erkannt. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Das Gerät könnte beschädigt sein oder der richtige Treiber könnte fehlen. Notebooks mit integriertem Bluetooth haben häufig einen Ein-/Aus-Schalter für drahtlose Geräte, wie WLAN- oder Bluetooth-Geräte. Überprüfen Sie im Handbuch Ihres Notebooks, ob Ihr Gerät einen solchen Schalter aufweist. Starten Sie das Bluetooth-System mit dem Befehl rcbluetooth restart neu und überprüfen Sie, ob unter /var/log/messages Fehler gemeldet werden.

Benötigt Ihr Bluetooth-Adapter eine Firmware-Datei?

Falls ja, installieren Sie bluez-bluefw und starten Sie das Bluetooth-System mit rcbluetooth restart neu.

Gibt die Ausgabe von hcitool inq andere Geräte zurück?

Testen Sie diesen Befehl mehrmals. Die Verbindung weist möglicherweise Interferenzen auf, da das Bluetooth-Frequenzband auch von anderen Geräten verwendet wird.

Stimmen die PINs überein?

Überprüfen Sie, ob die PIN-Nummer des Computers (unter /etc/bluetooth/pin) mit der des Zielgeräts übereinstimmt.

Kann das entfernte Gerät den Computer „sehen“?

Versuchen Sie, die Verbindung vom Remote-Gerät aus herzustellen. Überprüfen Sie, ob das Gerät den Computer sieht.

Kann eine Netzwerkverbindung hergestellt werden (siehe Abschnitt 34.2.5.1, „Netzwerkverbindung zwischen zwei Hosts“)?

Die in Abschnitt 34.2.5.1, „Netzwerkverbindung zwischen zwei Hosts“ beschriebene Einrichtung funktioniert möglicherweise nicht. Dafür kann es mehrere Gründe geben. Beispielsweise unterstützt einer der beiden Computer möglicherweise nicht das ssh-Protokoll. Versuchen Sie es mit ping 192.168.1.3 oder ping 192.168.1.4. Wenn dies funktioniert, überprüfen Sie, ob sshd aktiv ist. Ein weiteres Problem könnte darin bestehen, dass eines der beiden Geräte bereits Netzwerkeinstellungen aufweist, die mit der im Beispiel genannten Adresse 192.168.1.X in Konflikt stehen. Versuchen Sie es in diesem Fall mit anderen Adressen, beispielsweise 10.123.1.2 und 10.123.1.3.

Wird das Notebook als Zielgerät angezeigt (siehe Abschnitt 34.2.5.2, „Datenübertragung von Mobiltelefon auf Computer“)? Erkennt das mobile Gerät den Dienst Obex-Push auf dem Notebook?

Wählen Sie unter Eigene Geräte das entsprechende Gerät aus und überprüfen Sie die Liste Dienste. Wenn Obex-Push auch nach der Aktualisierung der Liste nicht angezeigt wird, wird das Problem durch opd auf dem Notebook verursacht. Ist opd aktiv? Verfügen Sie über Schreibzugriff für das angegebene Verzeichnis?

Funktioniert das in Abschnitt 34.2.5.2, „Datenübertragung von Mobiltelefon auf Computer“ beschriebene Szenario in der anderen Richtung?

Wenn das Paket obexftp installiert ist, kann bei einigen Geräten der Befehl obexftp -b Geräteadresse -B 10 -p Bild verwendet werden. Mehrere Modelle von Siemens und Sony Ericsson wurden getestet und für funktionsfähig befunden. Weitere Informationen finden Sie in der Dokumentation unter /usr/share/doc/packages/obexftp.

Wenn Sie das bluez-hcidump-Paket installiert haben, können Sie mithilfe von hcidump -X überprüfen, was zwischen den Geräten versendet wird. Manchmal gibt die Ausgabe einen Hinweis auf das Problem. Beachten Sie aber, dass nur teilweise „Klartext“ ausgegeben wird.

34.2.7. Weitere Informationen

Zusätzliche (kurz vor Veröffentlichung eingegangene) Dokumentation erhalten Sie unter /usr/share/doc/packages/bluez-utils/ (deutschsprachige und englischsprachige Version verfügbar).

Einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Anweisungen für Verwendung und Konfiguration von Bluetooth finden Sie unter http://www.holtmann.org/linux/bluetooth/. Weitere nützliche Informationen und Anweisungen: