33.4. Ruhezustand für Festplatte

In Linux kann die Festplatte vollständig ausgeschaltet werden, wenn sie nicht benötigt wird, oder sie kann in einem energiesparenderen oder ruhigeren Modus betrieben werden. Bei moderenen Notebooks müssen die Festplatten nicht manuell ausgeschaltet werden, da sie automatisch in einen Sparbetriebsmodus geschaltet werden, wenn sie nicht benötigt werden. Um die Energieeinsparungen zu maximieren, sollten Sie jedoch einige der folgenden Verfahren ausprobieren. Die meisten Funktionen lassen sich mit powersaved und dem YaST-Energieverwaltungsmodul steuern. Letzteres wird in Abschnitt 33.6, „Das YaST Energieverwaltungsmodul“ genauer behandelt.

Mit der Anwendung hdparm können verschiedene Festplatteneinstellungen bearbeitet werden. Die Option -y schaltet die Festplatte sofort in den Stand-by-Modus. -Y versetzt sie in den Ruhezustand. hdparm -S x führt dazu, dass die Festplatte nach einen bestimmten Inaktivitätszeitraum abgeschaltet wird. Ersetzen Sie x wie folgt: 0 deaktiviert diesen Mechanismus, was zu einem Dauerbetrieb der Festplatte führt. Werte von 1 bis 240 werden mit 5 Sekunden multipliziert. Werte von 241 bis 251 entsprechen 1- bis 11-mal 30 Minuten.

Die internen Energiesparoptionen der Festplatte lassen sich über die Option -B steuern. Wählen Sie einen Wert 0 (maximale Energieeinsparung) bis 255 (maximaler Durchsatz). Das Ergebnis hängt von der verwendeten Festplatte ab und ist schwer einzuschätzen. Die Geräuschentwicklung einer Festplatte können Sie mit der Option -M reduzieren. Wählen Sie einen Wert von 128 (ruhig) bis 254 (schnell).

Häufig ist es nicht so einfach, die Festplatte in den Ruhezustand zu versetzen. Bei Linux führen zahlreiche Prozesse Schreibvorgänge auf der Festplatte durch, wodurch diese wiederholt aus dem Ruhezustand reaktiviert wird. Daher sollten Sie unbedingt verstehen, wie Linux mit Daten umgeht, die auf die Festplatte geschrieben werden müssen. Zunächst werden alle Daten im RAM-Puffer gespeichert. Dieser Puffer wird vom Kernel-Aktualisierungs-Daemon (kupdated) überwacht. Wenn die Daten ein bestimmtes Alter erreichen oder wenn der Puffer bis zu einem bestimmten Grad gefüllt ist, wird der Pufferinhalt auf die Festplatte übertragen. Die Puffergröße ist dynamisch und hängt von der Größe des Arbeitsspeichers und von der Systemlast ab. Standardmäßig werden für kupdated kurze Intervalle festgelegt, um maximale Datenintegrität zu erreichen. Der Puffer wird alle 5 Sekunden überprüft und der bdflush-Daemon wird benachrichtigt, wenn Daten älter als 30 Sekunden sind oder der Puffer einen Füllstand von 30 % erreicht. Der bdflush-Daemon schreibt die Daten anschließend auf die Festplatte. Außerdem schreibt er unabhängig von kupdated, beispielsweise wenn der Puffer voll ist.

[Warning]Beeinträchtigung der Datenintegrität

Änderungen an den Einstellungen für den Kernel-Aktualisierungs-Daemon gefährden die Datenintegrität.

Abgesehen von diesen Prozessen schreiben protokollierende Journaling-Dateisysteme, wie ReiserFS und Ext3, ihre Metadaten unabhängig von bdflush, was ebenfalls das Abschalten der Festplatte verhindert. Um dies zu vermeiden, wurde eine spezielle Kernel-Erweiterung für mobile Geräte entwickelt. Details finden Sie unter /usr/src/linux/Documentation/laptop-mode.txt.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Art und Weise, wie sich die Programme verhalten. Gute Editoren beispielsweise schreiben regelmäßig verborgene Sicherungskopien der aktuell bearbeiteten Datei auf die Festplatte, wodurch die Festplatte wieder aktiviert wird. Derartige Funktionen können auf Kosten der Datenintegrität deaktiviert werden.

In dieser Verbindung verwendet der Mail-Daemon postfix die Variable POSTFIX_LAPTOP. Wenn diese Variable auf yes (ja) gesetzt wird, greift postfix wesentlich seltener auf die Festplatte zu. Dies ist jedoch irrelevant, wenn das Intervall für kupdated erhöht wurde.